Südwest Presse: KOMMENTAR zu SCHULDENKRISE Ausgabe vom 28.09.2011

KOMMENTAR zu SCHULDENKRISE

Ausgabe vom 28.09.2011

Im griechischen Drama beginnt der nächste Akt. Der Premier gibt
sich optimistisch, die „Troika“ der Staatskontrolleure scheint just
rechtzeitig die nächste Finanzspritze für die klamme hellenische
Nation freizugeben. Denn ist die Athener Regierung nicht mehr
imstande, Löhne und Renten auszuzahlen, droht Anarchie unter der
Akropolis. Doch die Begleitmusik zum Geschehen auf der Bühne wird
schriller. Die Wirtschaftsweisen fordern einen Schuldenschnitt, der
Ifo-Chef sieht die deutsche Bonität schwinden. Viele dunkle
Prophezeiungen wurden längst geäußert, nur noch nicht von jedem. Kurz
vor der nächsten Bundestagsentscheidung findet aber wieder jede
aufgeregte Wortmeldung ihr Medium. Das verspricht öffentliche
Wahrnehmung und – man denke – am Ende womöglich die Einladung zu
einer TV-Talkshow. Den Griechen hilft der grassierende Alarmismus so
wenig wie dem hilfswilligen Teil der Europäer. Dabei können nur
Einfaltspinsel annehmen, dass diese in Jahrzehnten herangewachsene
Krise in ein, zwei Jahren zu beseitigen wäre. Vor allem dank der
Einbindung des IWF gibt es aber wenigstens mehr Sicherheit, dass die
weiteren Hilfen für Athen strikt von der Erfüllung der damit
verbundenen Auflagen abhängig gemacht werden. Neben dieser
Entschiedenheit ist derzeit leider vor allem Geduld notwendig, beim
gebeutelten griechischen Volk wie beim europäischen Steuerzahler.
Sonst wird das Drama zur Tragödie.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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