Chefs sehen sich gerne als Kapitäne. Je größer das
Schiff, desto stolzer geben sie auf der Brücke die Richtung vor. Dass
Supertanker aber behutsam gesteuert werden müssen, ist derzeit an
Siemens zu sehen. Deren Kapitän Joe Kaeser versucht, Deutschlands
größten Elektronikkonzern in eine andere Richtung zu lenken. Nur
leider geht er dabei so unbedacht vor, dass das Unternehmen ins
Schlingern gerät. Kaeser hat einen großen Umbau im Sinn. Das Geschäft
mit Einzelkunden soll der Vergangenheit angehören, Medizintechnik
herausgelöst und die Organisation schlanker werden. Schlank bedeutet
natürlich: weniger Stellen. Bei der Vermittlung geht der
Vorstandschef aber instinktlos, fast schon hilflos vor. Erst äußert
er sich nicht zu einem möglichen Stellenabbau. Dann sollen es bis zu
10 000 sein, jetzt könnten 11 600 Jobs wegfallen. Oder doch nicht?
Kaeser ist sich wohl nicht bewusst, dass dieser Punkt die
Öffentlichkeit mehr elektrisiert als seine Zahl der Divisionen. Vor
allem aber: Mitarbeiter müssen den Kurswechsel von Siemens mittragen.
Während einer Web-Konferenz vor Analysten die neue Hiobsbotschaft
kundzutun, ist unklug. Dazu kommt seine verbale Gleichstellung der
Stellenstreichung mit Bürokratieabbau. Sollen die Betroffenen
glauben, alle nutzlose Bürokraten zu sein? Die Gewerkschaften sind
sauer. Ja, es stimmt, Kaeser muss Siemens in andere Gewässer lenken.
Aber das Schiff sollte dabei nicht zerbrechen.
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Ulrike Sosalla
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