Südwest Presse: KOMMENTAR zu SIEMENS Ausgabe vom 07.02.2015

KOMMENTAR zu SIEMENS

Ausgabe vom 07.02.2015 Wer gedacht hat, bei Siemens ändert sich
unter dem Vorstandschef Joe Kaeser etwas grundlegend, sieht sich
getäuscht. Der Elektronik-Konzern bekommt seine Probleme nicht in den
Griff. Die Zahlen sind mäßig. Die Innovationsschwäche hält an. Die
Zeit läuft davon. Nun wird der Versuch des Gesundschrumpfens mit dem
Abbau von 7800 Stellen erkauft. Bürokratieabbau hört sich immer gut
an, das wissen auch Politiker. Sparen und Stellenabbau ist aber nicht
immer richtig und bei Siemens in jedem Fall zu wenig. Denn die großen
Probleme des Elektronikkonzerns sind andere: Siemens steht für
zentrale Energieversorgung. Doch inzwischen sind weltweit nicht
Riesenkraftwerke, sondern dezentrale Einheiten gefragt. Statt
Lifestyle-Produkte gibt es bei den Münchnern vor allem
Ingenieurskunst in der Medizintechnik. Wird ein Bereich ausgemacht,
der Umsatz bringen soll, kommt es zu überteuerten Käufen – wie bei
dem US-Öl-Dienstleister Dresser-Rand. Siemens ist noch immer ein
Dampfer mit alter Technik. Was in dem Konzern keine erhoffte Margen
bringt, wird abgestoßen. Sparrunden und Abtrennungen von
Geschäftsbereichen gab es aber schon genug. Ein Konzept für das 21.
Jahrhundert fehlt. Kaeser will einen Kulturwandel – und lebt das alte
Siemens vor. In den kommenden Jahren hat er so keinen Erfolg. Er
sollte sich an den Werbespruch des Konzerns „Be inspired“ (Sei
inspiriert) erinnern.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Ulrike Sosalla
Telefon: 0731/156218