KOMMENTAR zu SIEMENS, Ausgabe vom 23.09.2010
Die Außenwirkung eines Unternehmens wird immer wichtiger. Waren
früher nackte Zahlen das Hauptkriterium des Erfolgs, kommen heute
viele Punkte hinzu. Welchen Ruf hat die Firma? Wo sind die
Arbeitsplätze? Wollen Studenten dort gerne arbeiten? Gibt es
Aufstiegsmöglichkeiten? Lassen sich Produkte guten Gewissens kaufen?
Dies ist der Hintergrund des Paktes bei Siemens. Die auslaufende
Beschäftigungsgarantie hätte stillschweigend verlängert werden
können. Der Konzern wählte aber den öffentlichkeitswirksameren Weg
einer unbefristeten Beschäftigungsgarantie. Das klingt nach boomender
Auftragslage, rundum glänzenden Aussichten und käme einer
Quasi-Verbeamtung gleich. Doch Siemens hat sich ein Hintertürchen
offen gelassen. Der Pakt kann von 2013 an gekündigt werden. Damit ist
er nichts Besonderes: Viele große Unternehmen haben
Beschäftigungsbündnisse, die irgendwann auslaufen. Siemens will mit
dem Schritt vor Gewerkschaft, Mitarbeitern, Öffentlichkeit und
Politik gut dastehen. Heiß umkämpfte Studenten sollen von den
Vorzügen des Konzerns überzeugt, Ingenieure gehalten werden.
Gleichzeitig lenkt das Unternehmen ab vom Abbau von weltweit 4000
Stellen in der IT-Sparte SIS und der überraschenden
Milliarden-Abschreibung in der Medizintechniksparte. Natürlich ist
die Garantie schön für die Beschäftigten. Eine immerwährende
Sicherheit ist sie nicht.
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Lothar Tolks
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