KOMMENTAR zu SOZIALWOHNUNGSBAU
Ausgabe vom 11.09.2012 Wer für eine neue Offensive im sozialen
Wohnungsbau plädiert, muss nicht schwelgen in Reminiszenzen an die
goldenen 20er Jahre. Vom Wirtschaftsboom bis 1929 sollten damals die
kleinen Leute profitieren: hinein in hellere Wohnungen. Das Ergebnis
waren unter anderem die heute zum Weltkulturerbe zählenden Siedlungen
der Berliner Moderne. 2012 muss der soziale Wohnungsbau nicht mehr
Menschen aus dunklen Löchern holen. Er dient dazu, das soziale
Gleichgewicht in den Städten zu halten. Es gibt Alarmzeichen wie die
Pestel-Studie, dass es aus den Fugen gerät; dass nicht nur arme
Leute, sondern breite Schichten kleiner Einkommen aus den Städten
vertrieben werden, weil sie sich die Stadt nicht mehr leisten können.
Städte sind aber nicht nur Orte für Oberschichten, wahrlich nicht.
Bitter rächt sich nun, da immer mehr Sozialwohnungen aus der
Preisbindung herausfallen, der Rückzug von Bund und Ländern aus dem
Wohnungsbau. Viele jammernde Kommunen sind auch selber Schuld an
ihren Miseren, denn sie haben ihre Wohnungsbestände, ihr Tafelsilber,
verkauft. Dass in florierenden Wirtschaftsräumen wie
Baden-Württemberg und Bayern Defizite an Sozialwohnungen beklagt
werden, verwundet nicht. Dort treibt der Boom die Immobilienpreise
hoch, die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer. Öffentlicher
Wohnungsbau aller staatlichen Ebenen ist ein Instrument dagegen.
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