Zur Zeit kommt es für das Bahnprojekt Stuttgart 21
ziemlich dick. Auf der Straße weht dem Vorhaben ein anhaltender
Proteststurm entgegen, der schon deshalb nicht alsbald wieder
abflauen wird, weil sich in den Massendemonstrationen konkreter
Widerstand mit diffusem Unbehagen mischt. Es geht der Bürgerbewegung
nicht bloß um den verzweifelt anmutenden Versuch, sich Baggern und
Abrissbirnen in den Weg zu stellen, um so ein für viele Menschen
fragwürdiges Großprojekt in letzter Sekunde zu stoppen. Zugleich gilt
Stuttgart 21 inzwischen als ein über die Grenzen der Stadt und des
Landes hinaus bedeutsames Symbol für die wachsende Kluft zwischen
Politik und Bevölkerung. In diese aufgeheizte Stimmung platzt der
Bundesverkehrsminister mit seiner Drohung, von ursprünglichen Zusagen
seines Amtsvorgängers abzurücken und die kürzlich ermittelten
Mehrkosten für die Schnellbahntrasse Wendlingen – Ulm nicht allein zu
schultern. Peter Ramsauer steht ohnehin unter Druck, weil er dem
Spardiktat des Finanzministers manch ein Prestigeprojekt aus dem
Bundesverkehrswegeplan opfern muss. Aber er muss wissen, dass
zusätzliche Zweifel an der soliden Finanzierung von Stuttgart 21 den
Kampfgeist der Gegner weiter befeuern werden. Am Ende steht die
Glaubwürdigkeit aller drei Projektpartner auf dem Spiel – der Bahn,
der Landesregierung und des Bundes.
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Lothar Tolks
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