Südwest Presse: Kommentar zu Syrien

Einige Stunden lang war es am Freitag ruhig. Danach
wurde an vielen Ecken Syriens weiter geschossen und gestorben, nicht
zuletzt weil die radikalen Kämpfer auf Seiten der Rebellen kein
Interesse an einer Entspannung der Lage haben. Aber auch das
Baath-Regime des Präsidenten Baschar al-Assad sträubt sich weiter,
den Einsatz von Panzern und Artillerie gegen das eigene Volk
aufzugeben und mit der Opposition zum Wohle der gesamten Nation seine
eigene schrittweise Entmachtung zu verhandeln. Und das, obwohl in der
Region der Winter vor der Tür steht, zwei Millionen Syrer ohne Obdach
herumirren, historische Stätten der Menschheit wie das alte Aleppo in
Schutt und Asche versinken. Längst hat sich der Machtkampf so
zugespitzt, dass es kein Halten mehr gibt. Der Bürgerkrieg ist total,
er wird Syrien zerfetzen und alle Fortschritte der vergangenen 50
Jahre zunichtemachen. Trotzdem sieht sich das Regime nicht am Ende,
ist Diktator Assad ungerührt davon überzeugt, dass er trotz aller
Verluste letztlich die Oberhand behalten wird. Seine geschundenen
Landsleute aber müssen hilflos mit ansehen, wie ihr Lebenswerk und
ihre Zukunft in Trümmern versinken. Und der internationalen
Gemeinschaft bleibt nur die vage Hoffnung, dass die örtlichen
Kontrahenten eines Tages – und wenn aus totaler Erschöpfung – so viel
Vernunft annehmen, dass sie ihre Waffen tatsächlich zum Schweigen
bringen.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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