Südwest Presse: Kommentar zu Westerwelle

Guido Westerwelle ist als Parteichef nicht mehr zu
halten. Offen ist nur noch, wann er es selbst einsieht und wie lange
er seiner Partei die mit der Diskussion verbundene Belastung zumutet.
Mit jedem Tag, den er wartet, wird allerdings auch sein Verbleib im
Außenministerium ungewisser. Es wird nun, falls der gescheiterte Held
vergangener Tage nicht im fernen Ägypten ein Einsehen hat, über den
Jahreswechsel ein unschönes Kesseltreiben zu besichtigen sein. Daran
beteiligt sind zum einen die FDP-Kandidaten bei den anstehenden
Wahlen, die ein oft existenzielles Interesse daran haben, ein
Desaster zu verhindern und zumindest in Fraktionsstärke in die
Landtage einzuziehen. Es sind die FDP-Aktiven an der Basis, die
demnächst in den Fußgängerzonen für liberale Politik werben wollen
und nicht nur hämischen Kommentaren über ihren am Stuhl klebenden
Vorsitzenden begegnen. Es gibt aber auch nicht Wenige, die die FDP
als Sachwalterin von Bürgerrechten und -freiheiten für unverzichtbar
halten in der deutschen Parteienlandschaft. Und auch als Verfechterin
einer von staatlicher Gängelung und Subventionierung möglichst
befreiten Marktwirtschaft. Die haben schmerzlich erfahren, dass das
einstige Zugpferd Westerwelle gerade diese urliberalen Tugenden
schmählich vernachlässigt und in der FDP-Klientel eine Enttäuschung
nach der anderen ausgelöst hat. Das ist sein eigentliches Versagen.

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Lothar Tolks
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