Südwest Presse: Kommentar zum Mord in Freiburg

Der brutale Mord an der Freiburger Studentin Maria L.
ist kein gewöhnliches Verbrechen mehr, seit ein 17-jähriger
Flüchtling als tatverdächtig gilt. Die Tat platzt in die aufgeheizte
deutsche Stimmung, prallt auf unsere Ängste, Vorurteile, Denkverbote
– und wird zum Fanal. Es schlägt die Stunde der Vereinfacher: Auf der
einen Seite jene, die seit Monaten Stimmung machen, raunen und vor
den Fremden warnen. Auf der anderen Seite jene, die von Einzelfällen
reden, relativieren und beharren, dass man nichts verallgemeinern
dürfe. Beide liegen falsch. Die Wahrheit ist stets komplexer als
Textbausteine zweier Lager, die um die Deutungshoheit ringen. Wer
alle Flüchtlinge als notorische Vergewaltiger und Kriminelle
diffamiert, lebt in einer verzerrten Realität – wer so tut, als kämen
ausschließlich westlich aufgeklärte Fachkräfte ins Land, aber auch.
Genauer hinsehen fällt schwer. Es gehört zur Tragik der Debatte, dass
Ereignisse wie in Freiburg nur noch danach bewertet werden, in welche
Weltbild-Schablone sie passen. Was instrumentalisiert werden kann,
wird instrumentalisiert – das wird den Opfern nicht gerecht.

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Südwest Presse
Ulrike Sosalla
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