Südwest Presse: Kommentar zum Thema Gesundheit

Die elektronische Gesundheitskarte wollten sie nicht,
ihre Kopfpauschale kriegen sie nicht. Mit extrem kurzen Hosen stehen
die FDP-Gesundheitspolitiker da. Was haben sie nicht alles
versprochen vor der Wahl. Und jetzt? In Klausur sitzen die
schwarz-gelben Fachpolitiker. Statt in die Abgeschiedenheit sollten
sie sich lieber aufmachen, um den Alltag unseres Gesundheitswesens zu
beäugen. Da könnten sie im Handumdrehen eine Menge echter Reformideen
aufnehmen. Patienten und Versicherte brennen darauf zu erfahren, wie
viel von den mehr als 170 Milliarden Euro, die sie jährlich in den
Gesundheitsfonds einzahlen, noch in der Krankenversorgung ankommt.
Ärzte, vor allem im Südwesten, wüssten gern, was von den mehr als 30
Milliarden Euro Honorar in Kanälen verschwindet, die nicht zu einer
Praxis führen. Sie würden auch erfahren, warum ihre Behandlungsräume
den Hygienestandard eines Hochsicherheitslabors erfüllen müssen,
selbst wenn dort nur Gespräche stattfinden. Kliniken werden
gezwungen, Abrechnungen zu optimieren statt sich um die
Rehabilitation ihrer Patienten zu kümmern. Dabei ist die Genesung so
wichtig wie eine gelungene Operation. Stattdessen feilschen die
Politiker, wie hoch die Zusatzbeiträge der Versicherten steigen
sollen. Das schafft wie die E-Karte mehr von dem, was jeder im
Überdruss schon ertragen muss: unsinnige, Milliarden Euro
verschlingende Bürokratie.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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