Südwest Presse: Kommentar zum Thema Handwerkerleistungen

Die Bundesrepublik weist das größte Haushaltsdefizit
ihrer Geschichte auf. Insofern ist es legitim, Subventionen jeglicher
Art auf den Prüfstand zu stellen. Nichts anderes tut jetzt der
Bundesrechnungshof, wenn er darauf hinweist, dass die steuerliche
Absetzbarkeit haushaltsnaher Handwerkerleistungen das
Einkommenssteueraufkommen seit 2008 um eine Milliarde Euro gemindert
hat. Nun lässt sich trefflich darüber streiten, ob die Abschaffung
dieses Steuerprivilegs die zuletzt zurückgegangene Schwarzarbeit
wieder antreiben würde. Oder ob dann Haus- und Wohnungsbesitzer keine
Sanierungsarbeiten mehr in Auftrag geben und deshalb etliche
Handwerksbetriebe ihre Geschäftsgrundlage verlieren würden. Wie so
oft wird die Wahrheit wohl in der Mitte liegen. Anstatt nun gleich
erbost die Faust in Richtung Rechnungshof zu recken, wäre es gut,
einfach die Fakten zu betrachten. Dazu allerdings fehlen noch
aussagefähige Zahlen. Diese sollen nach Wunsch der Bundesregierung
Mitte des Jahres auf dem Tisch liegen. Bis dahin täten alle
Beteiligten gut daran, das Thema mit so wenig Emotion wie möglich zu
behandeln. Insofern ist es nicht hilfreich, dass Kanzlerin Angela
Merkel schon im Dezember den Handwerkern den Erhalt dieses
Steuerprivilegs in Aussicht gestellt hat. Solche Erwartungen zu
schüren, mag dem Wahlkampf guttun, der Kassenlage des Bundes aber
schadet das.

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