Südwest Presse: Kommentar zum Waffenrecht

Erfurt, Winnenden, Eislingen, Lörrach – alle vier
Amokläufer entstammen dem Milieu rechtmäßiger Waffenbesitzer oder
deren Umfeld: Jäger, Sportschützen. Alle hatten Waffen oder konnten
sie leicht beschaffen, auch wenn in Eislingen Diebstahl im Spiel war.
Das Lörracher Drama wird nun neue Debatten übers Waffengesetz
lostreten. Dies war vehement erstmals nach der Bluttat am Erfurter
Gutenberg-Gymnasium 2002 so. Seither ist das Waffenrecht dreimal
verschärft worden. Doch ist es wirklich scharf geworden? Opfer traten
für ein Verbot tödlicher Sportwaffen ein. Erreichen konnten sie –
trotz Unterstützung der Grünen – nicht mal das Verbot, Sportwaffen in
privaten Räumen aufzubewahren. Verbände und Organisationen der
Schützen, die Traditionen und Freiheitsrechte so stolz vor sich
hertragen wie der Jäger sein Gewehr schultert, setzten durch, dass
private Waffenarsenale ohne große Restriktionen bestehen bleiben
können. Sie trachten gar danach, die seit 2009 gültige
„verdachtsunabhängige“ Behördenprüfung, ob private Waffen
ordnungsgemäß verschlossen sind, wieder abzuschaffen. So viel dazu,
welches Gewicht und Privileg welche Lobby hat im Land. Kein Gesetz
der Welt wird Amokläufe verhindern. Doch sollte die Politik den Griff
zur Waffe nicht zu einem Kinderspiel machen. Sonst entsteht der
Eindruck, der Staat bringe Schützen mehr Vertrauen entgegen als
Bürgern, denen privater Waffenbesitz Angst macht.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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