Die Reaktion der Kultusministerin auf das
Werkrealschul-Urteil des Sigmaringer Verwaltungsgerichts spricht
Bände. Marion Schick kündigt an, in Berufung zu gehen. Das ist ihr
gutes Recht. Aber ist es klug? Schick sagt, es handle sich um eine
Grundsatzfrage. Eben dieser Eindruck drängt sich seit Jahren, wenn
nicht gar Jahrzehnten auf: Dass die CDU-Schulminister im Südwesten
ihre bildungspolitischen Weltanschauungen auch dann durchzusetzen
versuchen, wenn sie für den Alltag nicht taugen. Eltern, Lehrer und
Kommunalpolitiker mögen noch so gute Argumente vorbringen. Sie werden
gehört, mehr aber nicht. Kein Wunder, dass Schulfragen immer öfter
vor Gericht entschieden werden. Bemerkenswert ist: Das Ministerium
zieht dabei häufig den Kürzeren. Es lohnt sich also, gegen eine
verkrustete Bildungspolitik und für eine bessere Schule zu kämpfen.
Unabhängig davon bleibt die Erkenntnis: Die neue Werkrealschule ist
ein überflüssiges Gebilde und soll vor allem das Hauptschulsterben
kaschieren. Sie gliedert die Schulstruktur ein weiteres Mal, schafft
neue Auslese, statt auf längeres gemeinsames Lernen und bessere
Förderung zu setzen. Dass es heute nicht mehr funktioniert, Politik
von oben nach unten zu machen, diese Lektion musste die
Landesregierung am Beispiel Stuttgart 21 lernen. Allzu viel Zeit,
sich in einem anderen Politikstil zu üben, könnte ihr angesichts der
Landtagswahl im März nicht mehr bleiben.
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Lothar Tolks
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