Südwest Presse: Kommentar zur Bundeswehr

Jetzt hat es der Verteidigungsminister schriftlich:
Die Truppe ist frustriert, die Soldaten fühlen sich von der
Bundeswehrreform überfahren. Was nun, Thomas de Maizière? Der
Minister lässt ausrichten: Die Verunsicherung haben wir erwartet,
aber die generelle Richtung stimmt. Kompanie, wegtreten! Nun wäre es
verwunderlich, wenn de Maizière an den Grundpfeilern der
Neuausrichtung schon wieder zweifeln würde. Die Reform, von seinem
Vorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg angestoßen, trägt die
Handschrift des Generalssohns, und der mit preußischen Tugenden
ausgestattete CDU-Politiker zählt nicht gerade zu den schwankenden
Gestalten in Angela Merkels Kabinett. Und doch muss der Weckruf aus
den Streitkräften den Minister nachdenklich stimmen. Nicht nur die
notorisch unzufriedene Opposition wirft ihm vor, den Umbau der
Bundeswehr zur Freiwilligenarmee über die Köpfe der Betroffenen
hinweg zu exekutieren. Ganz ähnlich klingen auch die Klagen der
befragten Führungskräfte: Es mangelt an Kommunikation und Zuwendung
ausgerechnet in einer Situation, von der es selbst im Hause de
Maizière heißt, es bleibe im Zuge der Remedur kein Stein auf dem
anderen. Der Minister muss wissen: Ohne die Einsicht seiner
Untergebenen in die Notwendigkeiten der Radikalkur, ohne die
Kooperationsbereitschaft der Soldaten und ihrer Familien wird die
Sparoperation zum Rohrkrepierer.

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Südwest Presse
Lothar Tolks
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