Der Tabubruch gehört zum gut einstudierten
Politikrepertoire von Wolfgang Schäuble. Beim Thema Rente hat der
Finanzminister ihn wieder einmal ganz gezielt eingesetzt. Via
„Spiegel“ ließ er verkünden, dass er sich ein höheres
Renteneintrittsalter vorstellen könne. Noch ohne konkrete Zahlen oder
gar ein ausgearbeitetes Papier, aber der Aufschrei aus SPD- und
Gewerkschaftslager kam dennoch prompt: Von „Mit uns nicht zu machen“
bis „unfassbar“ reichten die Reaktionen.âEUR¯ Schäubles Absicht liegt
auf der Hand: Vor dem morgen stattfindenden Rentengipfel wirft er dem
Koalitionspartner einen Knochen hin, an dem sich alle erwartungsgemäß
abarbeiten. Dem gewieften Politfuchs ist klar, dass eine Erhöhung der
Lebensarbeitszeit im Moment keine Mehrheit finden wird. Doch mit dem
Streit kommt hoffentlich Leben in eine Debatte, die immer absurdere
Züge annimmt: Obwohl allen klar ist, dass nur radikale Einschnitte
das Rentensystem vor seinem demografisch begründeten Kollaps bewahren
können, scheut jeder den ersten Schritt. Schäubles gezielte
Provokation ist ein Weckruf an alle, sich endlich der Wahrheit zu
stellen.
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