Geschichte wiederholt sich bekanntlich nicht. Auch
nicht bei der FDP. Trotzdem denkt mancher Liberale derzeit häufig
neun Jahre zurück. Da sägte Guido Westerwelle als Generalsekretär
unüberhörbar am Stuhl von Parteichef Wolfgang Gerhardt, der bei
weitem nicht so machthungrig war wie er. Zwei Tage vor dem
traditionellen Dreikönigstreffen in Stuttgart kam es damals zum
denkwürdigen Treffen der Kontrahenten im Hamburger Hotel Atlantic,
bei dem der Ältere dem Jüngeren entnervt das Feld und den
Parteivorsitz überließ. Eine „Lösung Hotel Atlantic“ wünscht sich
derzeit wieder mancher Liberale: eine rasche Entscheidung statt
wochenlanger Führungsdiskussionen. Die Partei beschäftigt sich nur
noch mit sich selbst und bietet so den Wählern das erbärmliche Bild
eines zerstrittenen Haufens. Westerwelle gelingt es weder, sie auf
Linie zu bringen, noch in der Öffentlichkeit einen überzeugenden
Eindruck zu hinterlassen. Er ist zerrissen zwischen Außenministerium
und Parteizentrale. Letztlich droht er, beide Jobs schlecht zu
machen, und die Umfragewerte der FDP werden immer miserabler. Im
Unterschied zu 2001 fehlt aber der geborene Nachfolger, der noch dazu
die nötige Brutalität besitzt, den Parteichef aus dem Amt zu treiben.
Auch ein Königsmörder ist nicht zu sehen, der Westerwelle zum
Rücktritt zwingt, ohne eigene Ambitionen zu verfolgen. Eine solche
Aufgabe ist höchst undankbar und weder mit Ruhm noch mit Ehre
verbunden. Trotzdem braucht die FDP eine rasche Lösung, bevor sie
sich selbst zerfleischt – lieber ein Ende mit Schrecken als ein
Schrecken ohne Ende. Westerwelle würde Größe beweisen, wenn er
mindestens ein Amt abgibt.
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Lothar Tolks
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