Südwest Presse: Kommentar zur UKRAINE

Viktor Janukowitschs politisches Ende scheint
endgültig. Es wirkt, als wolle sein eigenes Gefolge den ehemaligen
Präsidenten zum Sündenbock für alle blutigen Verbrechen des Regimes
machen. Auch die autoritäre Nachbarschaft in Minsk und Moskau wird
nicht für den so „kläglich geendeten Präsidenten“ intervenieren, wie
ein Kreml-Sprecher Janukowitsch nannte. Das bedeutet nicht, dass
Wladimir Putin oder Alexander Lukaschenko begeistert vom Sturz
Janukowitschs sind, dessen politisches Lebensziel es war, sich eine
ebensolche Monopolstellung zu sichern wie sie: unabwählbar,
unabsetzbar, unantastbar. Ein Großteil der russischen Gesellschaft
betrachtet die Ukraine noch immer als Provinz ihres „Imperiums“. Und
vor allem auf der Krim, wo die marode Schwarzmeerflotte der Moskauer
Möchtegernsupermacht ankert. Nicht nur dort wird Russland versuchen,
seine Interessen mit wirtschaftlichen Mitteln durchzusetzen: Die von
Janukowitsch praktisch in den Bankrott gewirtschaftete Ukraine ist
dringend auf Exporte nach Russland und Gasimporte aus Russland
angewiesen. Auch Europa sollte das nicht vergessen. Selbst wenn jetzt
dem Assoziierungsabkommen mit Kiew nichts mehr im Wege steht: Ohne
Russland geht es in der Ukraine nicht. Das wissen auch die Sieger in
Kiew. Zumal Brüssel ihnen mit seiner Zauderpolitik gegenüber
Janukowitsch gezeigt hat, dass auf die EU im Ernstfall kein Verlass
ist

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