Südwest Presse: Südwest Presse Ulm, KOMMENTAR zu STEINBACH, Ausgabe vom 10.09.2010

Südwest Presse Ulm, KOMMENTAR zu STEINBACH, Ausgabe
vom 10.09.2010 War es Unbedachtheit oder Provokation? Mit ihrer
Äußerung zum Auftakt des Zweiten Weltkrieges hat sich Erika Steinbach
auf die Seite jener gestellt, die die Schuld am Kriegsbeginn
relativieren. Und sie hat an ihren Worten festgehalten, als auch ihr
klar war, welch dünnes Eis sie betritt. Nun zieht sie sich frustriert
aus dem CDU-Vorstand zurück. Doch die konservative Politikerin und
Chefin des Bundes der Vertriebenen (BdV) ist nicht das Opfer, zu dem
sie sich mit ihrem Rückzug stilisiert. Steinbach ist bewusst, was sie
tut. Und sie will ihren Kurs auch in der Stiftung „Flucht,
Vertreibung, Versöhnung“ nicht korrigieren. Nachdem sie dort selbst
als Mitglied für den Beirat nicht vermittelbar war, entsandte sie
zwei Vertreter, die wegen relativierender – der Historiker Peter
Steinbach sagt revanchistischer – Anschauungen, auf heftigen
Widerstand stoßen. Der Zentralrat der Juden hat jetzt seine Mitarbeit
in der Stiftung ausgesetzt. Damit ist Erika Steinbachs Herzensprojekt
in Schieflage. Es kommt wegen der Sturheit des BdV nicht vom Fleck.
Statt auf Versöhnung zielende Mitglieder zu benennen – und diese gibt
es sicher auch beim BdV -, werden Hardliner in die erste Reihe
gestellt. Das schürt Personaldiskussionen, behindert die inhaltliche
Arbeit und konterkariert den Auftrag der Stiftung – die Versöhnung
mit den Nachbarn. Es verfestigt sich der Eindruck: Mit dem BdV ist
ein Zukunftsprojekt nicht zu gestalten. Schade.

Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
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