Südwest Presse Ulm, KOMMENTAR zu ZYPERN
Ausgabe vom 21.12.2012 Zypern ist eine schöne Insel, viele
Deutsche machen dort Urlaub. Zypern ist klein, hat weniger Einwohner
als München und Schulden, die im Vergleich zu Griechenland nicht der
Rede wert sind. Zypern hat auch den Euro – fast ist man geneigt zu
sagen: leider. Denn jetzt stecken die Retter von Internationalem
Währungsfonds (IWF), EU und Zentralbank in einem seltsamen Dilemma.
Aus finanzieller Sicht wäre ein Hilfspaket für Zypern ein
Leichtgewicht, niemand würde es verweigern, geriete damit der
Währungsverbund ernsthaft in Schwierigkeiten – wie das bei
Griechenland wohl der Fall gewesen wäre. Der Zwerg Zypern kann zum
riesigen Problem werden, weil er ein paar unappetitliche Seiten hat,
die jede rettende Hand zurückzucken lässt: Warum Geld geben für
jemand, der das Geld reicher Russen mit zweifelhaften Methoden ins
Land holte? Verständlich, dass der IWF, der sich schon mit Hilfen für
die reichen Europäer schwer genug tut, jetzt ganz lange Zähne macht
und den Verzicht verlangt. Wenn es nur so einfach wäre. Der
Schuldenschnitt bei Athens Gläubigern hat nur deshalb andere
Krisenländer nicht in unlösbare Schwierigkeiten gebracht, weil er als
Ausnahme glaubwürdig verkauft wurde. Wer jetzt zum Verzicht zwingt,
auch wenn es der Verzicht neureicher Russen ist, verliert
Glaubwürdigkeit. Aus dem Dilemma hilft politische Diplomatie, die
Russland zur Hilfe überredet. Zypern ist zu klein für große
Grundsatzentscheidungen.
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