Wie der SWR heute berichtet, stammt das meiste
betroffene und zum Teil noch im Handel befindliche Kaninchenfleisch
aus Mast- und Zuchtanlagen in Tschechien und Italien. Recherchen
haben ergeben, dass die Tiere durch die Form der Haltung gequält
wurden. Tierschützer haben dem Südwestrundfunk in Mainz aktuelle
Bilder aus einem solchen Betrieb zugespielt. Sie zeigen tausende von
Tieren, untergebracht in drangvoller Enge in kleinen Drahtkäfigen.
Viele Kaninchen sind missgebildet oder verstümmelt. Auch viele tote
Tiere wurden entdeckt.
Der Betrieb, aus dem die Bilder stammen, hat auch große deutsche
Supermarktketten wie Real und Edeka beliefert. Mit den Fakten
konfrontiert, überprüfte Real die SWR-Recherchen, die heute in einem
Film im Boulevardmagazin „Brisant“ im ERSTEN zu sehen sind. Ergebnis:
Schon am Dienstag wurden die Produkte aus dem Supermarkt-Sortiment
genommen und der Vertrag mit dem Unternehmen gekündigt. Ein
Real-Sprecher dazu wörtlich: „Lieferanten, die sich jedoch
nachweislich nicht an die strengen Vorgaben halten, werden von uns
nicht weiter als Vertragspartner geführt. Daher haben wir in diesem
Fall nach Prüfung des uns von Ihnen zur Verfügung gestellten
Bildmaterials umgehend eigene Überprüfungen des Lieferanten
beauftragt. Dabei hat sich herausgestellt, dass die
Haltungsbedingungen des betroffenen Unternehmens […] aus Tschechien
in keiner Weise mit den Vorgaben übereinstimmen. Daher haben wir die
Entscheidung getroffen, ab sofort keine Ware mehr der Firma […] im
Sortiment zu führen. Alle bereits im Markt befindlichen Artikel haben
wir umgehend aus dem Verkauf genommen.“ Edeka will den Vorgang
ebenfalls prüfen.
Das deutsche Zertifizierungsunternehmen Gütegemeinschaft Ernährung
(GGE) hatte den tschechischen Betrieb angeblich geprüft und
zertifiziert. Laut GGE halten Betriebe mit einem solchen Siegel Tiere
artgerecht. GGE lehnte zu dem Vorgang ein Interview ab. Veterinäre
wie Dr. Karl Fikuart von der Bundestierärztekammer halten diese Form
der Kaninchenhaltung für Tierquälerei, das GGE-Zertifikat für blanken
Etikettenschwindel. Insofern seien die Supermärkte hier zum Opfer
geworden. Dr. Karl Fikuart: „Die Mast von Kaninchen in Käfigen halten
wir Tierärzte für nicht tiergerecht und lehnen sie daher ab.“ Auch
das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz
will sich nun des Themas annehmen und stellt zum Herbst eine neue
Mitarbeiterin ein, die sich diesem Thema mit oberster Priorität
widmen soll.
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