Was muss passieren, damit Schweinehalter jubeln?
Frühlingshafte Temperaturen plus Fußballmeisterschaft. Ergibt:
Grillwetter und steigende Nachfrage nach Schweinefleisch. Ganze 1,50
Euro bekommen die Erzeuger derzeit pro Kilo – 26 Cent mehr als noch
im Februar.
Wenn es um niedrige Preise für Lebensmittel geht, stehen immer
zwei Probleme im Fokus: der absurd niedrige Milchpreis und mit ihm
die armen, unter den niedrigen Preisen leidenden Milchbauern. Das ist
nicht falsch, aber unvollständig: Schließlich sind es in erster Linie
immer noch die Tiere, die leiden. Kühe, die in Enge ohne Auslauf auf
ungeeignetem Boden stehen. Schweine, die – nach ihrer Aufzucht in
einer alles andere als artgerechten Haltung – vor der Schlachtung mit
CO2 betäubt werden, ein Verfahren, das von Schmerz- oder
Leidensfreiheit weit entfernt ist.
Wenn jetzt ein Freiburger Ökonomieprofessor darauf hinweist, dass
niedrige Lebensmittelpreise ja auch ganz praktisch seien, nämlich für
Menschen, die nicht so viel Geld haben, dann hat er zwar recht. Aber
das ist nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems. Die Lösung
ginge genau umgekehrt: Waren in höherer Qualität aus artgerechter
Haltung und fairem Anbau ohne Umweltschäden, dafür aber auch
Rahmenbedingungen, die den Erwerb solcher Produkte für alle möglich
machen – von Mindestlohn- bis Arbeitslosengeldbeziehern.
Zu der beliebten Wahrnehmung von Verbrauchern als Profiteuren
kommt die nicht weniger beliebte der Verbraucher als Opfer.
Gammelfleisch, Pferdelasagne: Kein Zufall, dass ausgerechnet Produkte
betroffen sind, bei denen Konsumenten ohnehin nicht so gut erkennen,
was sie da eigentlich vor sich haben. Die Schweinehalter sagen
übrigens, um kostendeckend zu arbeiten, wäre ein Schlachtpreis von
1,60 Euro pro Kilogramm nötig. Die Verbraucher mögen nichts für die
Dumpingpreise können. Auf alle Fälle können sie etwas dagegen tun.
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