Thüringische Landeszeitung: Afrikanische Risiken / Kommentar von Bernd Hilder zum EU-Militäreinsatz in Zentralafrika unter Beteiligung der Bundeswehr

Erst Frankreichs hastiger Militäreinsatz in Mali,
jetzt der in Zentralafrika. Und wo dann? Wenn die EU jetzt den
Franzosen zu Hilfe eilt, dann muss sie wissen, welches Risiko sie
damit eingeht. Denn blutige politische oder religiöse Konflikte und
den Vormarsch von Islamisten und Terroristen, den gibt es nicht nur
in diesen beiden Ländern.

Wenn eine militärische Intervention nicht in einem politischen
Desaster enden soll, so wie im Irak und vermutlich auch in
Afghanistan, sollten einige oft vernachlässigte Grundregeln beherzigt
werden. Das Ziel des Einsatzes muss realistisch sein. Man muss
genügend Soldaten zur Verfügung haben, um das Ziel erreichen zu
können. Und man muss wissen, wie man nach dem Militäreinsatz zu einer
politischen Beruhigung unter Erfüllung der eigenen Interessen kommt.

Dass Frankreichs Krieg in Afrika, der nun ein europäischer ist,
diese Bedingungen erfüllt, wäre eine kühne Behauptung.

Natürlich: Afrika gehört noch mehr als Afghanistan zum
Einflussgebiet Europas. Deutschlands und Europas Freiheit wird auch
südlich der Sahara verteidigt. Von dort drohen terroristische
Angriffe und riesige Flüchtlingsströme. Es hat einen Selbstwert,
Afrikas Bevölkerung vor islamistischer Unterdrückung zu schützen.

Doch die Wahrheit ist auch: Mit ein paar tausend Soldaten lassen
sich weder islamistische Terroristen auf Dauer besiegen – und
Korruption und Armut in Afrika sowieso nicht. Die Demokratie
westlicher Prägung ist für viele Afrikaner kein Vorbild mehr.

Deshalb ist es richtig, dass sich Deutschland der europäischen
Solidarität nicht verweigert und den Franzosen militärisch bis zu
einem gewissen Grad unter die Arme greift. Gleichzeitig sollte sich
Deutschland aber davor hüten, in einen eskalierenden Militäreinsatz
hineingezogen zu werden, dessen hehre Ziele sowieso nicht erreicht
werden können. Dann nämlich ginge Europa geschwächt aus der
Intervention hervor.

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