Wer austeilen kann, der muss auch einstecken
können. Und Alice Schwarzer hat schon bei vielen Themen ausgeteilt.
Sie ist streitbar – und gibt sich bei vielen Missständen nicht damit
zufrieden, dass etwas nicht strafbar ist. Sie hat nie davor
zurückgescheut, Einzelpersonen an den Pranger zu stellen – in der
legendären „Emma“-Rubrik „Macho des Monats“. Sie ist bei vielen
angeeckt – sie polarisiert.
Und nun steht sie selbst als medial Angeklagte da. Weil zunächst
durch den „Spiegel“ und dann durch alle anderen Medien öffentlich
gemacht wurde, dass Alice Schwarzer Geld in der Schweiz gebunkert und
gerade noch rechtzeitig mit einer strafbefreienden Selbstanzeige den
Weg in die Steuerehrlichkeit geschafft hatte. Das interessiert, das
ruft Debatten hervor. Auch wenn der Bund der Steuerzahler die
Veröffentlichung falsch und fatal findet. Und ganz unabhängig davon,
ob das öffentliche Berichterstattungsinteresse die
Persönlichkeitsrechte von Alice Schwarzer überwiegen.
Wer austeilen kann, der muss auch einstecken können. Aber deutlich
wird bei dieser Pranger-Debatte auch: Es geht oft nicht um die
Steuer. Wer kein Bayernfan ist, hat Uli Hoeneß sehr viel böser
bewertet. Und wer Schwarzer hasst, der haut jetzt besonders fies
drauf. Es ist die Maßlosigkeit unserer Zeit – die gibt es beim Geld
und bei der Bewertung eines Falles, der noch nicht einmal bis vor
Gericht gelangte.
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