Thüringische Landeszeitung: Bedingungslose Liebe / Kommentar von Sibylle Göbel zu den rückläufigen Adoptionsbewerbungszahlen in Thüringen

Lange Jahre mussten in Deutschland Paare, die ein
Kind adoptieren wollten, vor allem eines aufbringen: viel Geduld.
Denn es gab stets weit mehr Adoptionsbewerber als Kinder, die zur
Adoption freigegeben wurden. Rein rechnerisch kamen auf ein Kind bis
zu zehn potenzielle Adoptiveltern, Wartezeiten von drei bis fünf
Jahren waren nicht selten.

Für die Jugendämter hatte das den Vorteil, dass sie aus vielen
Paaren auswählen und Kinder in die Familie geben konnten, die am
besten zu ihnen passt. Und umgekehrt. Dass – zumindest in Thüringen –
die Zahl der Adoptionsbewerber stetig abnimmt, mag ein Vorteil für
unfreiwillig kinderlose Paare sein, für die ein Kind zum
Lebensentwurf gehört. Deren Chancen auf ein Kind wachsen. Ob es ein
Vorteil auch für Kinder ist, die liebevolle Eltern suchen, wird sich
noch zeigen müssen.

Angesichts des schrumpfenden Bewerberpools würde der Gesetzgeber
aber gut daran tun, homosexuellen Paaren die Möglichkeit zur Adoption
eines Kindes nicht länger zu verwehren. Dass das Kabinett jüngst die
sogenannte Sukzessivadoption auf den Weg gebracht hat, mit der es
gleichgeschlechtlichen Paaren erlaubt werden soll, das vom Partner
adoptierte Kind ebenfalls anzunehmen, kann allenfalls ein erster
Schritt sein. Für Kinder ist nicht entscheidend, dass ihre Eltern ein
aus Mann und Frau bestehendes Paar sind, sondern dass sie von ihnen
bedingungslos geliebt werden.

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