Thüringische Landeszeitung: Bedrohung für Europa / Kommentar von Matthias Benkenstein zur Lage im Irak

Erst Falludscha, dann Mossul, und als nächstes
Bagdad? Im Irak bringt die radikal-islamische Isis-Miliz immer
weitere Teile des Landes unter ihre Kontrolle, die Anzeichen für
einen Zerfall des Irak sind nicht zu übersehen.

Dass der Westen diese Entwicklung mehr oder weniger ignoriert,
kann ihm früher oder später auf die Füße fallen. Denn die Extremisten
können auch Europa gefährlich werden. Schon jetzt sind mehr als
10 000 bewaffnete Kämpfer an der Grenze zur Türkei stationiert.

Gerade einmal vier Wochen ist es her, dass ein französischer
Dschihadist einen Terroranschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel
verübt hat. Der Mann wurde bei der Isis in Syrien ausgebildet.
Womöglich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Terroristen
über die Türkei weitere Ziele im Westen ins Visier nehmen.

Schon die USA allein dürfen die Entwicklung im Nahen Osten nicht
ignorieren – aus Verantwortung. Schließlich ging Isis aus dem
irakischen Widerstand gegen die US-Invasion 2003 hervor. Heute gehört
die Organisation „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ zu den
radikalsten islamistischen Gruppen. Sie kämpft für einen sunnitischen
Gottesstaat im arabischen Raum.

Sollten die USA den Appell des irakischen Ministerpräsidenten
überhören, haben sie im Irak endgültig alles falsch gemacht, was man
falsch machen kann: von der Besetzung unter erfundenen Gründen über
die weitgehende Zerstörung der staatlichen Strukturen bis zum
Vertrauen in Premier al-Maliki, einen Mann, der nicht in der Lage
ist, sein Land zu einen – wodurch wiederum das Machtvakuum entstanden
ist, dass die Terroristen gezielt ausnutzen.

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