Thüringische Landeszeitung: Bernie, das Opfer? / Kommentar von Nils R. Kawig zum Münchner Prozess gegen Formel-1-Boss Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone ist ein Machtmensch, ein Macher,
eine Instanz. Er ist die personifizierte Formel 1 und hat sein Leben
lang hart an diesem Image gearbeitet. Umso schwerer fällt es
Prozessbeobachtern zu glauben, Ecclestone sei Opfer einer Erpressung
geworden. Aber genau darauf fußt anscheinend seine
Verteidigungsstrategie. Gestern, am ersten Tag des
Schmiergeldprozesses vor dem Münchner Landgericht, wies der
83-jährige Angeklagte alle Vorwürfe zurück.

Dass Bernie Ecclestone überhaupt vor Gericht steht, ist der
Hartnäckigkeit der Münchner Staatsanwälte zu verdanken. Sie waren den
Unstimmigkeiten beim Verkauf von Formel-1-Anteilen durch die BayernLB
jahrelang auf der Spur. Sie haben den Spitzenbanker Gerhard
Gribkowsky angeklagt und ihren Teil dazu beigetragen, dass er wegen
Bestechlichkeit verurteilt wurde. Gut, dass sie jetzt – in einem
zweiten Prozess – jenen Mann überführen wollen, der damals das
Schmiergeld bezahlt haben soll. Immerhin: Es geht um 44 Millionen
Dollar.

Für Bernie Ecclestone mögen das vielleicht Peanuts gewesen sein.
Angeblich hätte es ihn Milliarden gekostet, wenn Gribkowsky
seinerzeit den britischen Steuerbehörden verraten hätte, dass „Mister
Formel 1″ gar nicht mehr Besitzer des Imperiums war. Aber lässt sich
einer wie Ecclestone so leicht einschüchtern? Immer wieder in seinem
Leben hat der kleine Mann am großen Rad gedreht: Er hat sich
millionenschwere Fernsehrechte gesichert, den Boss des
Motorsport-Weltverbandes inthronisiert und Autokonzernen die Stirn
geboten. Dass dieser Mann Opfer einer Erpressung geworden sein soll
… kaum zu glauben.

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