Ein Vorurteil ist immer dann am stärksten, wenn man
den anderen nicht kennt. Damit das so bleibt, wollen einer Studie
zufolge ein Drittel aller Deutschen Angehörige der Sinti und Roma
lieber nicht als Nachbarn haben.
Das Traurige und Besorgniserregende ist, dass längst nicht nur
Sinti und Roma betroffen sind. Gegen Muslime, Juden, Asylbewerber
oder andere Minderheiten zu wettern, scheint nicht mehr so schlimm zu
sein. Eine dramatische Entwicklung, die einem seit einiger Zeit
beschleicht: Parteien schüren mit ihren Wahlkämpfen Angst und
Vorurteile (CSU; AfD). Im Internet wittert ein wütender Mob überall
Verschwörungen. Thor-Steinar-Jacken und Nazi-Tattoos im Stadtbild
werden nicht mehr geächtet, sondern einfach so hingenommen. Und
leider sind selbst bei einigen Menschen, die sich für aufgeklärt
halten, unbedachte oder bewusste Äußerungen gegen Minderheiten nicht
mehr die Ausnahme. Es ist eine Sache, wenn ein paar nationalistische
Deppen Stimmung machen. Das muss bekämpft werden – mit Aufklärung und
Argumenten. Wenn jedoch 100 Jahre nach Beginn des Ersten und 75 Jahre
nach Beginn des Zweiten Weltkrieges immer noch eine Mischung aus
Ressentiments, Ignoranz und Ahnungslosigkeit in die Mitte der
Gesellschaft vorherrscht, sollten auch beim Letzten die Alarmglocken
geläutet haben.
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