Thüringische Landeszeitung: Bevor Mütter töten / Kommentar von Sibylle Göbel zum Thema Ethikrat und Babyklappe

Hilfen für Schwangere kann es gar nicht genug
geben. Erst recht nicht für Schwangere, die verzweifelt sind und
Gefahr laufen, ihr Baby zu töten.

Der Babykorb mag – ebenso wie die anonyme Geburt – nicht die
ideale Möglichkeit sein, um diese Gefahr zu bannen. Aber sie ist
zumindest eine. Eine Mutter, die keinen anderen Ausweg sieht, als ihr
Baby in die Obhut anderer zu geben, nimmt dem Kind wenigstens nicht
das Recht auf Leben. Rechtfertigt die Rettung der Kinder, die
Anonymität der Mutter über alles zu stellen? Das ist die Frage, auf
die der Bund mit dem Konzept der vertraulichen Geburt eine Antwort
geben will. Das Anonymitätsbedürfnis der Mutter soll dabei gewahrt
bleiben, der Anspruch der Kinder auf Identität und Kenntnis ihrer
Herkunft aber nicht unter den Tisch fallen. Ob dieses Angebot aber
wirklich mehr Frauen erreicht, darf bezweifelt werden. Eine
Schwangere, die – von tausend Ängsten geplagt – niemandem vertraut,
wird kaum dazu bereit sein, ihre Daten vor der Geburt unter der
Maßgabe preiszugeben, dass sie erst 16 Jahre später von Belang sind.
Der Babykorb sollte parallel Bestand haben dürfen – vorausgesetzt,
für seine Betreibung gelten endlich klare Regeln. Die Empfehlung des
Deutschen Ethikrates, ihn abzuschaffen, ist fragwürdig und
lebensfremd.

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