Thüringische Landeszeitung: Bezahlen wird Europa / Kommentar von Axel Zacharias zur Ukraine

Während man in Europa auf den 100. Jahrestag des
Ausbruchs des Ersten Weltkriegs zusteuert, brennt es im Osten des
Kontinents. Gar die Gefahr eines dritten Weltkrieges beschwört der
ukrainische Regierungschef Arseni Jazenjuk, der bislang noch als
halbwegs besonnener Mann galt, herauf. Natürlich ruft er den
Waffengang damit nicht aus, sondern macht lediglich auf den
Kamikaze-Kurs der Kreml-Führung aufmerksam. Aber er bewegt sich in
seiner Rhetorik auf einem brandgefährlichen Pfad, ebenso wie seit
Tagen Russlands Außenminister Sergej Lawrow als Scharfmacher seines
Dienstherren Wladimir Putin. Unter dem Dauerfeuer der Moskauer
Propagandamaschine verschieben sich allmählich die Maßstäbe.

Es muss das Recht eines jeden Staates bleiben, bewaffnete
Freischärler – vermutlich von außen gelenkt -, die Regierungsgebäude
besetzt halten und Schießereien inszenieren, zu entwaffnen und für
Ruhe und Ordnung zu sorgen. Nur auf dieser Basis ist eine
Volksbefragung möglich. Alles andere wäre Erpressung.

Das neo-imperiale Auftrumpfen Moskaus stellt die Welt vor
Probleme, von denen man noch vor einem Jahrzehnt gemeint hat, dass
sie überwunden seien. Es gibt kein Recht auf Einflusszonen à la
UdSSR, in denen Nationalstaaten teilentmündigt werden.

Washington droht derweil und zieht die Daumenschrauben an. Die
wirtschaftlichen Auswirkungen steckt Moskau vermeintlich noch weg,
aber sie werden spürbarer. Bezahlen werden am Ende nicht nur die
Russen ihr völkerrechtswidriges Abenteuer, auch Westeuropa wird die
Folgen zu tragen haben. Die weit entfernten USA werden davon kaum
betroffen sein. Der politische und wirtschaftliche Konkurrent Europa
wird so aus US-Sicht geschwächt.

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