Offenbar scheint die in den vergangenen Tagen die
inständig beschworene Diplomatie in der Krim-Krise nun doch zum
Tragen zu kommen. Russlands Präsident Putin ist dabei, etwas
zurückzurudern, um die Lage zu entspannen. Was aber sind seine Worte
wert? Des Kremlherrschers Traum von der Eurasischen Union ist damit
nämlich noch lange nicht ausgeträumt. Das letzte Wort ist längst
nicht gesprochen.
Einiges spricht dafür, dass der einstige Dresdner KGB-Mann, der
es bis an die Spitze einer Großmacht geschafft hat, seine Nahziele
bereits erreicht hat. Die Ukraine ist destabilisiert und befindet
sich inmitten eines veritablen Staatsbankrotts. Die Menschen dort
stehen erst am Beginn einer vermutlich langen Leidensstrecke, in
deren Verlauf, so Putins Kalkül, sich die Betroffenen wohl fragen
werden, ob eine Zukunft unter Moskaus Fittichen nicht doch besser
gewesen wäre. Die Krim ist mit der verdeckten Militäroperation
sozusagen sturmreif geschossen für eine Rückholung ins Reich von
Mütterchen Russland – ohne dass ein einziger Schuss fiel. Solche
waren dafür zuvor in Kiew auf Befehl Janukowitschs gefallen, aber der
wird ja nur noch für Bittbriefe, militärischen Beistand Moskaus
betreffend, gebraucht.
Die Frage aber ist, ob die langfristige geostrategische Rechnung
des Mannes, der sich so gern machohaft zum Beispiel bei der Tigerjagd
zeigt, am Ende wirklich aufgeht. Putin hätte ja abwarten können, bis
sich die prowestlichen Führer des Maidan selbst entzaubern. Die
Blaupause dafür lieferte die Zeit direkt nach der Orangenen
Revolution von 2004. Der militärische Griff nach der Krim könnte den
Kreml die Rest-Ukraine kosten, wenn die westliche Welt jetzt
besonnen handelt und dies dann auch zu vorzeigbaren Erfolgen führt.
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