Thüringische Landeszeitung: Delikatess-Kröten / Kommentar von Bernd Hilder zu Schwarz-Grün

Statt Kröten widerwillig schlucken zu müssen, haben
sie Kröten per Koalitionsvertrag zu Delikatessen erklärt. Wer darauf
gewettet hat, das schwarz-grüne Bündnis in Hessen würde an
gegenseitigen inhaltlichen Zumutungen schnell wieder zerbrechen, muss
sich eines Besseren belehren lassen.

Der bislang recht konservative CDU-Ministerpräsident Volker
Bouffier hat seine Liebe zur Öko-Landwirtschaft sowie für hohe
Steuern und Windräder entdeckt. Sein grüner Vize Tarek Al-Wazir trägt
jetzt gute Anzüge und fühlt sich von seiner CDU-Allergie geheilt. So
ist eine Ideologien überwindende Männer- und Duz-Freundschaft
entstanden, die vielen verblüfften Anhängern von CDU und Grünen
signalisiert: Die erste schwarz-grüne Koalition in einem Flächenland
soll keine Fußnote der Geschichte bleiben, so wie einst die erste
rot-grüne Landesregierung, ebenfalls in Hessen, von Holger Börner und
Joschka Fischer.

Sowohl Bouffier als auch Al-Wazir wissen, dass ihre Regierung
damit zum Modell geworden ist für Regierungsbildungen in anderen
Ländern, etwa in Thüringen oder Sachsen, wo demnächst gewählt wird.

In Thüringen suchen Grüne und CDU verzweifelt nach neuen
Koalitionsoptionen, weil sich SPD und Linke angenähert haben.
Voraussetzung für Schwarz-Grün in Erfurt ist aber, dass die Grünen
überhaupt in den Landtag einziehen und die CDU-Ministerpräsidentin
Lieberknecht um 40 Prozent der Stimmen holt. Andernfalls werden
sich schwarz-grüne Turteleien am Wahlabend schnell erledigt haben.

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