Erdogan in der Lanxess-Arena in Köln, wo sonst
schon mal der Vorentscheid für die Eurovision stattfindet: Das war
ganz großes Kino und ein bisschen wie in Hameln.
Nicht nur durch die Vermischung von Religion und Politik, sondern
auch durch die Vereinnahmung aller, die türkische Wurzeln haben –
und sei es in der dritten Generation. Da hat ein Mann sich jene
Menschen eingeladen, die er als seine Türken betrachtet, gerade so,
als seien sie hier immer noch „Gastarbeiter“. Das aber entspricht
längst nicht mehr der Realität.
Und sie, Jung und Alt in der Arena, sehen Erdogan als den Mann,
der alles kann und alles weiß und immer recht hat. Ein Mann, der die
Minentoten und ihre Hinterbliebenen verhöhnt. Und dessen Berater auf
einen Liegenden eintritt – und dann über Schmerzen am Fuß klagt…
Erdogans Show zu besuchen, das ist das gute Recht seiner Anhänger.
Wenn aber mancher der Erdogan-Gefolgsleuten meint, der deutsche Staat
hätte die Gegendemonstrationen unterbinden müssen, dann zeigt sich
eine wichtigtuerische Demagogenhaltung.
„Meine Türken!“ Das kann Erdogan vergessen. Jedenfalls bei den
Menschen, die sich auf der anderen Rheinseite zum Protest
zusammengefunden haben. Sie wollen sich nicht vereinnahmen lassen,
haben häufig zwar türkische Wurzeln, aber ihren Lebensmittelpunkt in
Deutschland. Die hiesige Demokratie hat abgefärbt, hat sie geprägt,
hat ihnen Chancen gegeben, die sie nutzten. Ein junge Frau mit
türkischen Wurzeln brachte es auf den Punkt: Erdogan ist nicht mein
Ministerpräsident – meine Kanzlerin ist Angela Merkel.
Als Gast darf er kommen und hier reden vor seinen Leuten. Als
Rattenfänger aber ist Erdogan nicht erwünscht.
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