Thüringische Landeszeitung: Der Teufel im Detail / Kommentar zur Großen Koalition

Nun ist eingetreten, was die meisten Beobachter
schon kurz nach der Bundestagswahl für die wahrscheinlichste
Entwicklung gehalten haben: Rot-Schwarz zeichnet sich als nächste
Koalition in Berlin ab. Ein vertrauliches Dreier-Gespräch der
Parteichefs von CDU, CSU und SPD soll den Ausschlag gegeben haben.
Vor allem für die SPD hätte ein Scheitern der Sondierung die fatale
Wirkung gehabt, dass man die Sozialdemokraten für das Scheitern der
Regierungsbildung verantwortlich gemacht hätte. Zuletzt war der Ton
vom krawalligen Wahlkampfmodus auf freundlich-moderat gewechselt.
Selbst CSU-Generalsekretär und Wadenbeißer Alexander Dobrindt ließ
sich an die Leine nehmen. Und Hannelore Kraft, die starke Frau der
SPD, hielt sich ebenfalls zurück. Deutschland braucht für die
kommenden Jahre eine starke und stabile Regierung, denn die Aufgaben
sind gewaltig. Nicht zuletzt deshalb ließ sich die Wahlverliererin
SPD in die Pflicht nehmen – erst das Land, dann die Partei. Eine
Liebesheirat ist es aber mitnichten. Die Sozialdemokraten müssen
jetzt dafür sorgen, dass Sie in der Zwangsehe mit der Union nicht zu
sehr an Profil verlieren. Schließlich hat Kanzlerin Angela Merkel in
der Vergangenheit ein SPD-Thema nach dem anderen kopiert. Da müsste
sich eigentlich schnell eine Basis finden lassen. Trotzdem steckt ab
sofort der Teufel im Detail.

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