Thüringische Landeszeitung: Der Ton macht`s – AfD-Fraktionsvize beleidigt und polemisiert / Leitartikel von Nils R. Kawig zum Verhalten des AfD-Abgeordneten Stephan Brandner in einer Landtagsdebatte

Herzlichen Glückwunsch! Stephan Brandner hat es auf
die Titelseite der Thüringischen Landeszeitung geschafft – in die
„Lückenpresse“, wie er wohl sagen würde. Das hat sich der
AfD-Landtagsabgeordnete mit drei Ordnungsrufen und seinem Rausschmiss
aus der gestrigen Landtagsdebatte „verdient“. Gezielte Provokation
gehört offensichtlich zum Politikstil des Rechtsanwaltes. Damit macht
er von sich reden, entwertet aber gleichzeitig seine inhaltlichen
Anstöße, die mindestens diskutabel sind.

Und das scheint Stephan Brandner gerade recht zu sein. Er hält die
Provokation, das Polemisieren für zielführend. Bestes Beispiel: das
Landesfinale von „Jugend debattiert“ im Thüringer Landtag.

Etwa drei Wochen ist es her, da traten Gymnasiasten in Erfurt ans
Rednerpult, um ihre Debattierkünste unter Beweis zu stellen. Brandner
saß im Publikum und hörte aufmerksam zu – vor sich eine rote und eine
grüne Karte, mit denen die Zuhörer auf Fragen der Moderatorin
antworten konnten und sollten.

Eine Frage lautete: „Hat Ihnen Polemik in einer Debatte schon mal
geholfen? Bei Ja heben Sie bitte die grüne, bei Nein die rote Karte.“
Es vergingen ein paar Sekunden, bis die Zuschauer überlegt hatten.
Fast alle zeigten – selbstkritisch – Rot. Nicht so Stephan Brandner.
Er zückte Grün.

Wie recht er damit hatte! Mit Polemik schafft man es in die
Medien, mit Beleidigungen anderer Abgeordneter sogar auf die
Titelseite. Schade, dass die AfD oft nicht mehr zu bieten hat, als
Unruhe zu stiften. Von einem gebildeten Mann wie Brandner dürfte man
eigentlich mehr erwarten – allemal mehr als Beleidigungen. Gute Ideen
zum Beispiel.

Für seinen gestrigen Auftritt hätte er die Rote Karte verdient.

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