Wenn Politiker aus gesundheitlichen Gründen
zurücktreten, ist das meistens eine Lüge, um die wahren Gründe zu
vertuschen. Bei Matthias Platzeck ist das anders. Nach seinem
Schlaganfall und vielen vorangegangenen Krankheiten kann es keinen
Zweifel daran geben, dass es der Körper ist, der den Politiker
ausbremst, der einst die Chance hatte, Kanzler zu werden.
Aber schon damals, als er für nur 147 Tage Vormann der SPD war,
wirkte der beliebte brandenburgische Ministerpräsident nicht wie ein
robuster, ruchloser Vollblutpolitiker, sondern wie ein
Zerbrechlicher, der mit seinen Kräften haushalten musste und deshalb
lieber versöhnte als wahllos gegen die politische Konkurrenz zu
holzen. Das machte ihn sympathisch, aber auch durchsetzungsschwach.
Vor allem in seiner eigenen „Partei.
Die Brandenburger nahmen ihm nicht übel, als er sich schnell
wieder aus der intriganten Bundespolitik verabschiedete. Doch
allmählich verließ Platzeck die politische Fortune. Besonders die
Koalition mit den (diktaturbelasteten) Linken verärgert und
verwundert selbst alte Weggefährten. Die Brandenburger Politik
dümpelt ehrgeizlos dahin.
Schlagzeilen macht vor allem das Desaster des Berliner Flughafens,
an dessen Überwindung Platzeck sein Schicksal als Landesvater
gekoppelt hatte. Wohl wieder in Überschätzung seiner Kräfte. Die
Schmach, mit dem BER endgültig zu scheitern, bleibt ihm nun erspart.
Die Krankheit ließ ihm keine Chance, das fast Unmögliche in Angriff
zu nehmen. Dass Platzeck die Signale seines Körpers nicht ignoriert,
verdient Respekt.
Von Bernd Hilder
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