Thüringische Landeszeitung: Die alten Kumpels / Kommentar von Gerlinde Sommer zu Altkanzler Schröder und seiner Geburtstagsparty mit Putin in St. Petersburg

Die Petersburg-Sause steht mir zu: So denkt
Schröder zu seinem Geburtstag – und feierte mit einem ganz besonderen
Freundeskreis.

Ein bisschen Party ist gut fürs Geschäft und für die Weltpolitik:
So sieht das wohl unser Ex-Kanzler, der ja längst auf die viel
lukrativere Lobbyistenseite gewechselt ist. Und außerdem, so wird er
wohl meinen, ist Reden in entspannter Atmosphäre allemal besser als
sich aus dem Weg gehen oder den Zeigefinger erheben.

Schon klar: Der Mann muss wohl von seiner eigenen Rolle geradezu
berauscht sein. Dann handelt man so schamlos wie Schröder – und
verkauft es am Ende wohl noch als Beitrag zur aktuellen
Krisenpolitik.

Warum macht Gerhard Schröder so was? Ganz einfach: Weil es ihm
niemand verbieten kann – und weil er sich in der Rolle der Bedeutung,
die er sich selbst zumisst, gefällt. Dabei wird Putin sich über so
einen Freund, der sich derartig ranwanzt, insgeheim lustig machen.
Freundschaft würde voraussetzen, dass man offen und ehrlich
miteinander umgeht. Und zur aktuellen Situation passt dieses
testosterongeschwängerte Kumpelgehabe eben nur dann, wenn das die
Beteiligten für normal halten.

Irgendwann im vergangenen Jahrzehnt muss Schröder sein politischer
Instinkt verloren gegangen sein. Er präsentiert sich daher heutzutage
nicht als der weise alte Staatsmann, der hinter den Linien Diplomatie
betreibt, sondern als Kraftmeier, der er immer noch sein möchte.

Hat seine Tingeltangeltour mit Putin etwas gebracht? Das ist nicht
zu erkennen. Schröder aber muss sich an seinem Erfolg messen lassen.
Und der ist gleich null.

Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de

Weitere Informationen unter:
http://