Das alles erinnert an alte, kalte Zeiten: Da war es
ganz normal, dass einer beim anderen seine Spione platzierte. Es
misstrauten sich sowieso alle. Auch die, die sich Freunde nannten und
noch immer nennen. Und heute? Fast wie damals. Nur die Deutschen
wundern sich – und geben sich verärgert. Dabei soll das doch ganz
normal sein, sagen in den USA viele Politiker – und zwar
parteiübergreifend. Haben Sie die feinen Anmerkungen von Hillary
Clinton in den vergangenen Tagen vernommen? Da ist eigentlich alles
klar… Nur unsere Kanzlerin hat es noch nicht verstanden, das, was
da unumgänglich scheint, so zu kommunizieren, dass es wie süße Arznei
erscheint. Womöglich ist das wirklich nicht ihre Welt…
Sind die Amerikaner maßlose Kontrollfreaks? Oder haben wir
einfach nicht den Gong gehört? Stellt sich womöglich der mit Spionage
befasste Teil der Politik in unserem Land derzeit lieber dumm und
stumm, um nicht sagen zu müssen: Klar, das was die Amerikaner machen,
ist nicht fein aber üblich. Und wenn wir es nicht bereits ebenso
gemacht haben oder künftig machen wollen, dann wären wir einfach
nicht auf der Höhe der Zeit…
Andererseits: Nehmen wir mal an, die Deutschen machen es so wie
die Amerikaner. Dienen also nicht nur als Nachrichtenlieferanten,
sondern haben ihre eigenen Spione mit langen Ohren bis hinein ins
Weiße Haus. Würden das unsere transatlantischen Freunde goutieren?
Oder sähen sie darin nicht den Beweis, dass dieses Deutschland aus
unsicheren Kantonisten besteht, denen es noch sehr viel genauer auf
die Schliche zu kommen gilt?!
Kontrolle ist gut, aber eine Freundschaft braucht Grundvertrauen.
Und das geht derzeit flöten. Es drohen Zustände wie in alten, kalten
Zeiten.
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