Dass Frauen in Deutschland auch 2015 noch immer im
Berufsleben benachteiligt werden, ist eine beschämende Tatsache –
beim Thema Gehalt ebenso wie bei der Karriere. Dagegen etwas zu
unternehmen, ist nicht nur aller Ehren wert, es ist vor allem auch
überfällig.
Die jetzt im Bundestag gefundene Lösung zur Frauenquote ist ein
Ansatz, mehr nicht. Denn wie beschrieben handelt es sich eher um ein
„Reförmchen“. Erfasst das Gesetz doch nur die Vorstände in den großen
DAX-Unternehmen. Die Breitenwirkung lässt arg zu wünschen übrig. Man
kann dazu auch „Symbolpolitik“ sagen. Ein politischer Meilenstein
jedenfalls sieht anders aus.
Trotzdem: Das Umdenken hat offensichtlich begonnen. Die
Männer-Netzwerke, die dafür sorgen, dass Geschlechtsgenossen in die
Entscheider-Positionen nachrücken, werden in ihrer Wirkung ein wenig
beschnitten. Wenn man das neue Gesetz über die Frauenquote als
Auftakt für künftige weiterreichende Regelungen begreift, kann man es
sogar in Ordnung finden. Rom wurde schließlich auch nicht an einem
Tag erbaut.
Allerdings hat das vorliegende Gesetz einen Pferdefuß, wie auch
weiterreichende Vorhaben in dieser Richtung, die möglicherweise in
Planung sind. Sie führen immer zu dem Eindruck, dass Frauen ihren
Aufstieg nicht der eigenen Leistung zu verdanken hätten. Solcherart
in Rang und Würden gelangte Frauen sind und bleiben damit
„Quotenfrauen“. Das wird nicht jede der Betroffenen wirklich wollen.
Ihnen geht es darum, sich ausschließlich mit ihrer Leistung die
erstrebte Position erobert zu haben.
Das gibt es von Fall zu Fall durchaus schon, ist aber noch lange
nicht allgemeiner Konsens – allen Lippenbekenntnissen
einflussreicher Männer zum Trotz. Erst wenn es gesamtgesellschaftlich
akzeptiert ist, dass Frauen, die ja auch noch als Mütter oft eine
Doppelbelastung zu meistern haben, gleich behandelt werden, ist
wirklich alles in Ordnung.
Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de