Ein wenig erinnert die Affäre an die
Veröffentlichung von Botschaftsdepeschen über die Plattform
Wikileaks. Nicht alles, aber ein guter Teil dessen, was derzeit in
Polen über die Arbeit der Regierung enthüllt wird, hat eigentlich in
der Öffentlichkeit nichts verloren. Keine Frage, wenn Illegales zum
Vorschein kommt, sollte das Konsequenzen haben.
Doch wenn zu Tage kommt, dass einzelne Minister von Kollegen in
der eigenen Regierung oder in Opposition oder befreundeten
Regierungen wenig bis gar nichts halten und das im kleinen Kreis auch
offen sagen, dann stellt sich schon die Frage: Wo ist hier eigentlich
der Skandal? Der polnische Premier Donald Tusk und seine Regierung
werden, wie vor allem die US-Regierung ab 2010, lernen müssen, wie
man damit umgeht, dass auch Vertrauliches nicht mehr
selbstverständlich vertraulich ist.
Die Öffentlichkeit mag verlangen, dass ihre demokratisch gewählte
Regierung offen zu ihnen ist. Doch wer gut zusammenarbeiten will,
muss sich manchmal auch auf Vertraulichkeit verlassen können – viele
Menschen kennen das aus eigener Erfahrung. Dass man im kleinen Kreis
auch mal schlecht über andere redet, mag unehrenhaft sein, ist jedoch
quer durch alle Schichten weit verbreitet – und wird es wohl auch
bleiben.
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