Thüringische Landeszeitung: Endlich ehrlich sein / Kommentar von Florian Girwert zum Mindestlohn

Nun wird der Mindestlohn nur unwesentlich
ausgehöhlt. Arbeitgeberverbände und konservative Unions-Abgeordnete
haben vergeblich gehofft. Nicht erst, wer 25 ist, bekommt den
Mindestlohn, sondern ab 18 Jahren sind 8,50 Euro verbindlich.

Immerhin, so wird man sagen, gibt es einen Zuschuss für
Arbeitgeber, die einen Langzeitarbeitslosen anstellen. Unterm Strich
ist es das, was zu erwarten war. Jeder, der nach dem
Koalitionsvertrag noch damit gerechnet hatte, man werde schon eine
Reihe von Ausnahmen finden, dem muss ein fehlender Sinn für die
Wirklichkeit unterstellt werden. Mit nichts anderem als einem
wasserdichten Konzept hätten sich die SPD-Mitglieder der
Bundesregierung vor ihre Basis wagen können.

Dennoch wird es Probleme mit den 8,50 Euro pro Stunde geben.
Mancher einfache Job wird künftig durch eine Maschine ersetzt – wenn
auch nicht sofort. Daran sollte sich die SPD erinnern, wenn mancher
gering Qualifizierte trotz Bedarfs auf dem Arbeitsmarkt nicht ohne
Weiteres einen Job bekommt – manch anderer dürfte profitieren, dessen
Arbeit nicht ersetzt werden kann. Die Friseure haben dem Druck
nachgegeben und führen den Mindestlohn in drei Stufen selbstständig
ein.

Ein wichtiges Zeichen, dass man sich ehrlich macht, wäre
allerdings auch, wenn Ministerien ihren studierenden Praktikanten
endlich überhaupt eine Vergütung zahlten und sich nicht mehr damit
herausredeten, dass das ja zu ihrer Ausbildung gehöre und mithin
keine Arbeit sei.

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