Thüringische Landeszeitung: Enorme Leistung – Der Einigungsvertrag war ohne Beispiel / Leitartikel von Axel Zacharias zum Jubiläum 25 Jahre Einigungsvertrag

Das waren bewegte Zeiten damals, schnelllebig und
spannend. Der Einigungsvertrag wurde verhandelt und in seinen
Konsequenzen bis ins letzte Detail nur von wenigen Menschen
überblickt. Er war ebenso wenig perfekt wie er jegliche Folgen
berücksichtigen konnte. Bis heute wird noch über so manchen Aspekt
gestritten. Fehlentwicklungen vermeidet nur, wer gar nicht handelt.
Das konnte man aber den Beteiligten in dieser historisch einmaligen
Situation nicht vorwerfen.

Es war eine gewaltige Leistung, ein solches Vertragswerk in der
Kürze der Zeit auf die Beine zu stellen. Und es war ohne Beispiel, an
dem man sich hätte orientieren können. Der Einigungsvertrag war ein
Unikat, von dem niemand zuvor wusste, wie man so etwas hinbekommt.
Keineswegs schlummerte schon ein solches Konvolut seit langem in
irgendwelchen Schubladen – man musste Geschichte neu denken: Das war
die eigentliche Herausforderung. Der damalige Regierende
Bürgermeister von West-Berlin, der SPD-Politiker Walter Momper,
nannte die Deutschen in jenen Zeiten das „glücklichste Volk der
Welt“. Es war auch für ihn die historische Einmaligkeit, die ihn
solche Worte finden ließ.

Bei allen Problemen wie Krisen und jetzt die Flüchtlingswelle –
die Deutschen sind wieder eine international geachtete Nation und
werden nicht zuletzt der gelungenen Einheit wegen in aller Welt
bewundert. Auch wenn in den letzten Monaten, da Flüchtlingsheime
brennen, zunehmend die hässliche Seite Deutschlands sichtbar wird.
Es ist auch ein Vermächtnis der Einheit, solche Entwicklungen nicht
zuzulassen.

Um dies zu erreichen ist es nötig, dass die inzwischen zahlenmäßig
große deutsche Nation ihr ganzes politisches Gewicht in die
Waagschale wirft, um die sich in der Flüchtlingskrise wegduckenden
Partnerstaaten an ihre solidarischen Verpflichtungen zu erinnern.

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