Bereits jetzt einen Boykott der Fußball-WM in
Russland zu fordern, darf wohl getrost als Schnapsidee bezeichnet
werden. Schließlich reden wir von einer Veranstaltung, die im Jahr
2018 stattfinden soll. Bei allen Vorbehalten, die mancher gegen die
russische Regierung haben mag – derartige Forderungen kommen
reichlich verfrüht. Das soll nicht davon ablenken, dass in der
Ukraine schreckliche Dinge passieren, doch diese Krise ist weder
beendet noch sind alle Schuldigen abschließend benannt.
Wer also Volker Beck oder Michael Fuchs fordern, die WM möge
anderswohin vergeben werden, dann schießt das übers Ziel hinaus. Auch
Wladimir Putin wird noch reichlich Gelegenheit bekommen, seine Rolle
im positiven wie im negativen Sinne zu definieren. Bis dahin dürfte
noch mehr als ein Sommerloch mit politischen Forderungen gefüllt
werden wollen. Allerdings sollte man auch in Russland nicht auf die
leichte Schulter nehmen, dass das Unverständnis zwischen dem
Riesenreich und Europa stetig zunimmt.
So sollte man sich in diesen Tagen lieber darauf konzentrieren,
die Tragödie um den mutmaßlichen Abschuss des zivilen Flugzeuges über
der Ostukraine aufzuklären. Hier gibt es genügend Detektivarbeit zu
leisten. Wer bereits jetzt Konsequenzen fordert, greift den
Untersuchungsergebnissen vor. Sollte Russland allerdings auch hier
seine Finger im Spiel gehabt haben, ist eine Fußball-WM nicht das
drängende Problem. Dann muss sich die EU überlegen, ob es nicht Zeit
ist mehr zu tun, als einer Handvoll hoher russischer Beamter die
Konten zu sperren. Der Entzug der WM-Gastgeberschaft wäre nur ein
symbolischer Akt, der übertünchen soll, dass Deutschland sich selbst
nicht darüber im Klaren ist, wie es mit Russland umgehen soll.
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