Dass sich US-Präsident Barack Obama nun im Irak zum
Handeln gezwungen sieht, hat viel mit seinem Vorgänger George W. Bush
zu tun. Dessen Entscheidung, im Irak einen Krieg mit gefälschten
Gründen vom Zaune zu brechen, hat erst zur heutigen Situation
geführt.
Diktator Saddam Hussein, dem man gewiss keine Träne nachweinen
muss, wurde 2003 gestürzt, und mit ihm die in der Region seit vielen
Jahrzehnten herrschenden Sunniten. Unter dem von seiner eigenen
historischen Größe überzeugten Saddam gab es eine weitgehende
Religionsfreiheit. Nach dem Irakkrieg und der Absetzung Saddams durch
US-Truppen kamen Schiiten an die Macht, die etwa 60 Prozent der
irakischen Bevölkerung ausmachen. Die Sunniten fühlten sich fortan
unterdrückt, weil auch alle Schlüsselpositionen im neuen Staat mit
Schiiten besetzt wurden.
Die Bildung einer stabilen Nachkriegsordnung unter dem Schiiten
Nuri al-Maliki scheiterte. Dies auch, weil Obama die US-Truppen
aufgrund der Kriegsmüdigkeit der US-Bevölkerung offenbar zu früh aus
dem Irak abgezogen hatte. Einige militante Sunniten gingen in den
Untergrund und kämpften fortan unter dem Label Islamischer Staat im
Irak und Syrien (ISIS) gegen das Maliki-Regime. Inzwischen nennen
sich die Radikal-Islamisten nur noch IS (Islamischer Staat) und
streben ein Kalifat in der Region an. Ihre militärischen Erfolge
lassen diese Pläne inzwischen durchaus nicht mehr als unrealistische
Träumerei erscheinen. Hunderttausende sind auf der Flucht vor den
IS-Terrormilizen.
Die Frage ist, ob Luftangriffe ausreichen, all die Fehler, die
sowohl von der US-Regierung als auch vom Maliki-Regime im Irak
gemacht wurden, zu korrigieren. Möglicherweise müssen die USA als
Fluch der bösen Tat von 2003 nun abermals mit Bodentruppen
nachziehen. Das aber genau wollte Obama vermeiden. Er, der von den
Falken im eigenen Lande Getriebene, ist möglicherweise nicht mehr
Herr seiner Entscheidungen.
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