Thüringische Landeszeitung: Gewalt von Rechts / Kommentar von Hartmut Kaczmarek zur zunehmenden Gewalt rechter Aktivisten im Freistaat Thüringen

Hatten wir das nicht schon einmal? Eine
rechtsextreme Szene, die immer gewalttätiger wird. Schlägereien und
Pöbeleien, Aufmärsche und Reden, die an Militanz nicht mehr zu
überbieten sind. Hasstiraden, die einige wenige Verblendete nur zu
gerne glauben. Ja, das hatten wir schon mal in Thüringen. Und zwar
Mitte der 90er Jahre, zu jener Zeit, als die NSU-Terroristen immer
fanatischer wurden, bis sie schließlich mordeten statt zu
demonstrieren, schossen statt „nur“ Fensterscheiben einzuwerfen.

Es ist gut, wenn wir uns an diese Zeit jetzt zurückerinnern, nach
einem Wochenende, an dem die rechtsextreme Gewalt in Thüringen einen
neuen Höhepunkt erreicht hat. Vermummte, die friedlich feiernde
Menschen attackieren – die böse Saat der Nazi-Propaganda scheint
wieder aufzugehen.

Und doch ist etwas entscheidend anders. Wir sehen nicht mehr weg,
die Zivilgesellschaft wehrt sich, der Staat hat den braunen Mob genau
im Auge. Ein ähnliches Versagen der Sicherheitsbehörden wie in den
90er Jahren können und wollen wir uns in Thüringen nicht mehr
leisten. Aber auch heute stimmt noch: Wer Hass sät, der wird Gewalt
ernten. Deshalb müssen nicht nur die Gewalttäter hart bestraft
werden, auch ihre Hintermänner von der Propaganda-Front müssen
stärker als bisher zur Verantwortung gezogen werden.

Gut, dass wir alle aufpassen: Sicherheitsbehörden und
Zivilgesellschaft. Nur wenn beide Hand in Hand und nicht
gegeneinander arbeiten, kann der Kampf gegen den Rechtsextremismus
erfolgreich sein. Und Thüringen ist hier in einer besonderen Pflicht.
Schließlich sind hier die NSU-Terroristen groß geworden und in den
Untergrund abgetaucht.

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