Thüringische Landeszeitung: Harmonie auf Zeit / Kommentar von Hartmut Kaczmarek zu den Ergebnissen der Meseberg-Klausur

Der früher mal so sprunghafte Sigmar Gabriel auf
Schmusekurs: Die Abteilung Attacke hat er hinter sich gelassen, er
gibt den Staatsmann, den Wirtschaftsminister, den Gestalter der
Energiewende. Harmonie ist angesagt für die Große Koalition. So sanft
hat Gabriel selten geschnurrt. Dass er auch anders kann, wissen alle:
Deshalb fragen sich viele in der Union auch besorgt, wie lange er
eigentlich sein Temperament zügeln kann, wann der nächste so
gefürchtete Alleingang des Sigmar Gabriel ansteht.

Es scheint fast so, als ob die Sozialdemokraten in der Berliner
Koalition das Sagen haben. Sie geben den Ton an und die Themen vor:
Energiewende und die Rentenreform von Andrea Nahles. Da muss sich die
Union fast schon bemühen, mit eigenen Themenstellungen aufzufallen.
Bisher jedenfalls Fehlanzeige. Allein die CSU pocht auf die Pkw-Maut
als Alleinstellungsmerkmal. Aber die steht auf der Prioritätenskala
der Deutschen ganz hinten an. Es scheint fast so, als ob sich die
Union von dem forschen Vorangehen der SPD-Minister hat einlullen
lassen. Aber so energisch die Sozialdemokraten derzeit das
Marschtempo bestimmen, so groß sind die Risiken: Die Wende in der
Energiewende muss die Stromkunden spürbar entlasten, sonst wird das
Grollen nicht aufhören. Und ob das gelingt, steht ebenso in den
Sternen wie der Erfolg der Rentenreform. Alle Experten heben hier
warnend den Zeigefinger: Geschröpft werden Beitragszahler und
künftige Generationen.

Die großkoalitionäre Harmonie von Meseberg wird genau dann enden,
wenn die jetzt ignorierten Probleme akut werden.

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