Thüringische Landeszeitung: Historische Fakten – Der Bundestag fand angemessene Worte / Leitartikel von Axel Zacharias zur Armenien-Resolution des Deutschen Bundestages und zu Reaktionen aus der Türkei darauf

Das Erwartbare ist eingetreten. Als Reaktion auf
die Armenien-Resolution des Deutschen Bundestages hat die Türkei
ihren Botschafter zurückgerufen. Dort tut man so, als sei eine
Feststellung historischer Tatsachen, wie sie schon die Parlamente von
Frankreich und Österreich zuvor auf den Weg gebracht hatten oder der
Papst dies aussprach, eine fundamentale Beleidigung eines ganzen
Volkes. Und der obligatorische Verweis auf die Nazi-Geschichte
Deutschlands durfte auch nicht fehlen. Das übliche Macho-Gehabe einer
Beleidigtsein-Kultur, wie man sie im arabischen und Mittelmeer-Raum
immer dann antrifft, wenn die Argumente nicht mehr ausreichen.

In Deutschland fand man zwar klare Worte auch angesichts eigener
Schuld in der Sache, war aber klugerweise zugleich bemüht, nicht mehr
Öl ins Feuer zu gießen. Das Flüchtlingsabkommen mit Ankara soll nicht
gefährdet werden. Auch dann nicht, wenn jeder weiß, dass es
keineswegs jener Deal ist, der den Flüchtlingsstrom versiegen ließ,
sondern die von anderen Ländern in die Wege geleitete Sperrung der
Balkan-Route. Aber hier wie auch bei anderen diffizilen Themen gilt:
Deutliche Worte – ja, aber keine unnötigen Provokationen.

Dabei ist auch klar, dass der machtbewusste Erdogan es sich
überhaupt nicht leisten kann, Berlin allzu sehr zu vergrätzen. Denn
mit dem Flüchtlingsdeal steht für ihn auch innenpolitisch eine ganze
Menge auf dem Spiel. Dass Deutschland beileibe nicht das erste Land
ist, dass das Verbrechen an den Armeniern Völkermord nennt, sollte
ihm zu denken geben. Und eigentlich müssten jetzt auch Parlamente
weiterer Länder nachziehen …

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