Thüringische Landeszeitung: Hollandes Heringe / Kommentar von Sibylle Göbel zum Treffen von Kanzlerin Angela Merkel mit Frankreichs Präsident Hollande auf der Insel Rügen

Angela Merkel gibt François Hollande Saures: Bei
dem Treffen in ihrem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern will die
Bundeskanzlerin ihrem französischen Gast heute als Geschenk ein
Fässchen Bismarckhering überreichen.

Nun hat Merkel zwar auch schon dem früheren US-Präsidenten George
W. Bush ein solches Souvenir vermacht, als er 2006 mit ihr Stralsund
besuchte, das Geschenk ist also kein sonderlich originelles. Doch in
den deutsch-französischen Beziehungen hat der Name „Bismarck“
natürlich eine besondere Bedeutung. Steht der Reichskanzler, der der
Fischspezialität seinen Namen lieh, doch für sehr belastete
deutsch-französische Beziehungen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.

Das ist freilich seit langem Geschichte. Die deutsch-französische
Freundschaft, begründet im Ergebnis der beiden katastrophalen
Weltkriege, ist unerschütterlich. Aber im Moment weit davon entfernt,
etwas Erkennbares zustande zu bringen. Sicher: Merkel und Hollande
sind einander nicht mehr in herzlicher Abneigung verbunden wie noch
zu Hollandes Amtsantritt, man hörte, sie hätten einander inzwischen
sogar das Du angeboten. Doch das kann nicht darüber hinwegtäuschen,
dass es zwischen Berlin und Paris sehr unterschiedliche Vorstellungen
zu vielen Themen gibt und die Atmosphäre eher nüchtern-kühl ist. Aber
vielleicht gelingt es ja, an der Ostsee Vertrauen herzustellen und
die Standpunkte nicht zuletzt in der Ukraine-Krise anzunähern.

Da der Besuch auf 21 Stunden begrenzt ist, besteht ja nicht einmal
die Gefahr, ein bekanntes Sprichwort bemühen zu müssen: Das von den
Fischen und den Gästen und den drei Tagen.

Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de

Weitere Informationen unter:
http://