Wer hätte noch vor einem Jahr erwartet, dass
griechische Staatsanleihen überhaupt jemals wieder von irgendjemandem
gekauft werden? Viele werden es nicht gewesen sein, ist doch der
Erwerb dieser Wertpapiere an ein erhebliches Vertrauen gegenüber dem
Schuldner geknüpft. Nun muss Griechenland also nicht einmal fünf
Prozent Zinsen für seine Schulden zahlen – Kassenkredite in Thüringen
waren vor Jahr und Tag für die öffentliche Hand deutlich teurer.
Daraus ergeben sich zwei Schlussfolgerungen: Zum ersten zeigt
sich, dass gerade unheimlich viel Geld unterwegs ist weltweit, das
irgendwo angelegt werden will. Die Zentralbanken der EU, der USA und
anderswo haben da ganze Arbeit geleistet – sichere Anlagen werfen
deshalb praktisch kaum mehr Zinsen ab, es gibt einfach zu viele
Bewerber um die sicheren Häfen.
Zum zweiten sollte man vorsichtig sein, den Run auf griechische
Papiere als Vertrauensbeweis für Griechenland selbst zu sehen. Das
Land kann den Kapitalmarkt nur anzapfen, weil in den vergangenen drei
Jahren mehrfach die Mitglieder der Eurozone eingesprungen sind und
dem klammen Südstaat aus seiner misslichen Lage geholfen haben.
Anleger in aller Welt haben das zur Kenntnis genommen und gehen davon
aus, dass sich die Hilfe im Zweifel wiederholt – das aber wäre eine
erneute Vergemeinschaftung von Schulden, während die Gewinne aus den
Anleihen selbstverständlich den Investoren zufließen.
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