Olympische Spiele in Deutschland – das war in den
vergangenen 20 Jahren keine von Euphorie getragene Bewegung. Die
Bewerbung von Berlin für die Spiele 2000 ging in Querelen unter, die
Bemühungen von Leipzig für das Jahr 2012 waren zum Scheitern
verurteilt. Auch wenn nun der Sport den Stimmungstest mit Blick auf
eine mögliche Bewerbung von Hamburg oder Berlin für die Spiele 2024
als Erfolg wertet, jetzt sind es die Bedenkenträger, die
öffentlichkeitswirksam die Szenerie beherrschen.
Schade eigentlich. Denn Deutschland hat 2006 bei der Fußball-WM ja
eindrucksvoll bewiesen, dass es große Sportereignisse auf die Beine
stellen kann. Damals wie auch nun bei der geplanten Bewerbung um die
EM 2024 kam niemand auch nur im Traum auf die Idee, die Bevölkerung
zu fragen, ob das Fußball-Großereignis überhaupt hier stattfinden
soll.
Bei Olympia ist das anders. Die Macher beim mächtigen IOC, so viel
ist sicher, haben mit ihrer Politik in den vergangenen Jahren ihren
Teil dazu beigetragen. Immer mehr und immer größer – das ist heute
und hier nicht mehr zu vermitteln. Der neue Präsident Thomas Bach
muss die Reformen weiter vorantreiben. Von der Austragung der Spiele
müssen die Gastgeber mehr denn je profitieren. Das Problem: Berlin
ist vielleicht sexy, vor allem aber verschuldet, und Hamburg hat
gerade erst mit der noch immer nicht fertiggestellten Elbphilharmonie
die schlechte Erfahrung gemacht, wie immer mehr Millionen von Euro in
ein Prestigeprojekt gepumpt werden.
Der Sport muss es schaffen, die Vorzüge einer Olympia-Bewerbung
wie zum Beispiel den Schub für den Kinder- und Jugendsport oder die
jahrelange internationale Aufmerksamkeit in den Mittelpunkt zu rücken
und glaubhafte Argumente liefern. Gegner wird es immer geben, 95
Prozent Zustimmung kann nicht der Maßstab sein, das ist
unrealistisch. Dass alle dafür sind, das gab es höchstens einst in
der Volkskammer.
Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de