Der Limburger Bischof kann einem leid tun. Da hat
sich ein Mensch verirrt. Dieser Mann ist nicht mächtig, sondern
ohnmächtig. Er hat den Maßstab verloren. Nun hockt er in Rom – und
wartet auf ein Urteil des Vatikans, das er eigentlich selbst
sprechen könnte. Der Mann ist seinem Amt nicht gewachsen. Nun gilt
es, für ihn eine Verwendung zu finden, die ihm entspricht. Den
Maßstab verloren haben aber auch jene, die sich nun als seine
Richter aufspielen und dem Bischof allein alle Schuld zuschieben.
Hat denn keiner gesehen, was da vor sich ging? Haben sich ihm alle
geneigten Hauptes genähert und immer nur genickt? Dann müssen sich
die Betreffenden fragen lassen, inwieweit sie auch für ihr eigenes
Versagen Verantwortung übernehmen. Wenn Gremien sich hinter dem Boss
verstecken, den sie kontrollieren sollen, sind sie die Ehre nicht
wert, die sie erfahren haben. Im Limburger Fall wird aber von außen
auch menschliches Versagen eines Bischofs derart verallgemeinert,
dass dies mehr über die Kirchenkritiker als über den kritisierten
Kirchenmann aussagt. Da wird ein Mann, der unvollkommen, wohl auch
ungeeignet, aber bisher jedenfalls nicht verurteilt ist, derart
öffentlich angeklagt, als ginge es vor allem um einen Angriff auf
jene Institution, für die er steht. Das ist zum Teil billige
Kirchenhatz. Und dieses bisschen Luxus, das sich der Bischof da in
seiner Dienstwohnung hat einbauen lassen, erinnert doch ein wenig an
diese Bilder aus Wandlitz: Da dachten auch alle, wunder und was…
Und dabei war vielleicht nur ein bisschen schicker als sonst, aber
jedenfalls nicht umwerfend. Der Bischof wird gehen müssen. Der Mensch
aber soll Mensch bleiben dürfen. Und die Kirche gehört ins Dorf –
gefragt ist ein Maßstab und keine blinde Hatz.
Pressekontakt:
Thüringische Landeszeitung
Chef vom Dienst
Norbert Block
Telefon: 03643 206 420
Fax: 03643 206 422
cvd@tlz.de
Weitere Informationen unter:
http://